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Mad Max: Fury Road

Von Valentin Aschenbrenner

Ewigkeiten, 36 lange Jahre nach dem Reihenerstling feiert Australiens berühmt-berüchtigster Wahnsinniger seine Rückkehr auf die große Leinwand – und auf die Fury Road. Nach zahlreichen fantastischen Trailern (die ich mir in den letzten Monaten oft und öfter angeguckt habe) wuchs meine Vorfreude gleichermaßen wie meine Befürchtung, von einer mittelmäßigen Neuauflage einer ikonischen Filmreihe enttäuscht zu werden. Mit gutem Gewissen kann ich jeden Action-Enthusiasten sowie Fan der alten Film-Schule nahelegen: Fury Road ist der innovativste sowie unterhaltsamste moderne Action-Thriller seit The Raid und Dredd!

Komplette zwei Stunden über ereignet sich die wahrscheinlich größte Materialschlacht auf dem großen Bildschirm seit Pearl Harbor – kommt dabei aber konsequent ohne CGI oder Effekthascherei aus. Novum in der Reihe ist der neue „Haupt“-Darsteller Tom Hardy, der dieses Mal anstatt Mel Gibson Platz hinter dem Steuer des Interceptor Platz nimmt. Gegen/An seine(r) Seite beweist sich X-Men-Jüngling Nicholas Hoult in seiner wohl bist jetzt gleichzeitig interessantesten sowie abgefahrensten Rolle. Was man dem Film möglicherweise ankreiden könnte, dass der Titel nicht Imperator Furiosa: Fury Road heißt, den jene Dame (großartig gespielt von Charlize Theron) steht eindeutig etwas mehr im Vordergrund, als der eigentliche Protagonist. Doch das könnte man beinahe über jeden Charakter der Wüsten-Spritztour behaupten: Egal ob der Darth Vader-eske Gegenspieler namens Immortan Joe (gespielt von Hugh Keays-Byrne, Antagonist Toecutter aus dem ersten Mad Max) oder eine der Augenweiden, um die sich der ganze Trouble dreht, jeder erzählt eine persönliche Geschichte.

Dies wird entweder subtil durch das äußere Erscheinungsbild der jeweiligen Figur suggeriert ober durch Taten sowie Worte vermittelt. Selbiges kann man im Übrigen über die komplexe Hierarchie der Fury Road-Gegenspieler sagen (aber aus Spoiler-Gründen möchte ich hier nicht ins Detail gehen): Beinahe an jeder Ecke findet man eine logische Erklärung hinter dem ganzen Geschehen. Dementsprechend hat man nie die das Gefühl, dass es sich in dem Film um austauschbare Statisten oder sinn- & zwecklose Begebenheiten handelt, wovon sich der ein oder andere Regisseur gerne mal eine Scheibe abschneiden könnte. Denn in der postapokalyptischen Wüste scheint der titelgebende Mad Max im Gegensatz zu flammenwerfende Gitarrenspieler und lebensmüden War Boys im Punkt Geistesverwirrtheit beinahe etwas abzufallen.

Besonders der Look konnte auf ganzer Linie überzeugen: Zwei Farben dominieren das komplette Geschehen von Fury Road– Orange und Blau. Während tagsüber die Sonne sämtliche Gemüter erhitzt wechselt es nachts zu einer beinahe Mondlandschaft-artige Oberfläche. So wird selbst das Wüstensetting nicht langweilig, durch welche 2000PS-starke Kriegsmaschinen heizen. Die (bereits auf Charaktere bezogene erwähnte) Detailverliebtheit macht auch vor jenen Fahrzeugen nicht Halt. Wenn ein eingeschlagener Rückspiegel notdürftig durch Panzertape und Handspiegel zusammengehalten wird, schlägt jedes Fanboy-Herz höher. Lediglich Lederrüstung und den Interceptor könnte man ein wenig vermissen – aber das ist Jammern auf hohem Niveau…

Mad Max: Fury Road ist jetzt schon mein Highlight des Jahres, was möglicherweise nur noch von Star Wars: The Force Awakens oder The Hateful Eight streitig gemacht werden könnte. Blutbeutel, seid meine Zeugen: Fury Road erhält von mir 9 von 10 Gallonen Benzin – wie vereinbart – auf Chrom und Glanz vor den Toren vor Valhalla!


Titelbild © 2015 Warner Home Video